Nordsee:
Kahuna, die Erste
Es ist Sommer, behauptet der Kalender. Aber so wie es regnet sollten wir vielleicht sagen: Es ist nass. Wir waren so lange nicht unterwegs, dass wir es kaum erwarten können wieder in die Welt zu ziehen. Sagen zumindest die Menschen. Und weil ich die Jüngste und Schönste bin, und das meine erste Reise ist, darf ich hier unser Tagebuch führen. Ich bin Kahuna, ich bin schon über ein Jahr alt und noch nie Womo gefahren, aber die Kater sagen, das wäre einfach.
(Anmerkung der Katerredaktion (Morpheus und Siddhartha): Die Kleine spielt sich hier so als Chefin auf, dann soll sie mal die Arbeit hier am Tagebuch machen. Wir wollen im Urlaub schließlich entspannen!)
Tag 1:
Zuhause
Heute fährt das Womo vor. Die Menschen sind ganz begeistert und wuseln darin rum. Da mache ich mal mit. Hier dreht sich alles um frische Wäsche, Handtücher und Sitzkissen und auf einmal fährt das Womo los während ich noch drin bin! Uih! Das rappelt ein wenig und macht Geräusche und vor dem Fenster gibt es viel zu gucken. Wir fahren zum Supermarkt, erklären die Zweibeiner. Dort steht das Womo dann rum und die Menschin und ich machen ein wenig nix. Wie Zuhause eigentlich. Ich schlafe ein. Dann kommt der Mensch zurück und die Menschen packen lauter leckere Sachen in den Kühlschrank und wir fahren wieder Heim. Das solls jetzt gewesen sein? Darum machen die hier alle so einen Aufstand??
Anmerkung der Katerredaktion: Nein Kahuna, das war nur der Einkauf. Das war sozusagen Deine Probefahrt. Hast Du gut gemacht Kleines.
Tag 2:
Zuhause
bis nach Fedderwardersiel an der Nordsee
Jaaaa, jetzt weiß ich das auch Jungs! Heute war ja so ein aufregender Tag!
Aber lasst mich vorne anfangen. Der Tag began mit dem Wecker, ist das im Urlaub nicht verboten? Wir sind alle ganz früh aufgestanden und wir sind bepiepst worden. Also, wir felinen Mitreisenden haben alle ein Gerät ans Halsband gemacht bekommen mit dem die humanoiden Mitreisenden uns schnell wiederfinden können. Mehr Details dazu findet der geneigte Leser und auch die geneigte Leserin hier. Natürlich sind unsere Halsbänder mit einem Panikverschluss gesichert, so dass wir uns nicht an ihnen aufhängen können. Und natürlich sind wir während der Fahrt angeschnallt.
Also, Jungs, natürlich habe ich das gestern gut gemacht! Ich bin halt gut! Aber heute war der Mensch nicht gut, er hat mich geärgert, jetzt schluckt er Antibiothika, püh, das hat er jetzt davon!
…
Lieber Leser, liebe Leserin, ab hier übernehme ich, der Morpheus. So geht das nämlich nicht. Die kleine Kahuna hat noch viel zu lernen. Heute morgen haben die Menschen erst das Womo fertig gemacht und dann haben sie jeden von uns einzeln in unser Urlaubszuhause getragen. Diesen Service bekommen wir immer. Es gibt dann im Womo etwas zu naschen und Kraule-Einheiten und dann setzten wir uns und fahren los. Die Kleine hat das gar nicht gut gemacht, so gar nicht. Sie ist grantig geworden und der Mensch wollte ihr nur helfen. Darum darf sie jetzt hier nicht mehr das Tagebuch führen.
Siddhartha und ich haben uns einfach auf einen der vielen extra für uns vorbereiteten Plätze gesetzt und gewartet was so passiert. Die Kleine hat ein wenig mehr rumgezickt und darum den besten Platz auf dem Schoß des Beifahrers bekommen. Das ist irgendwie unfair. Das haben die Menschen dann auch bemerkt und Siddhartha und ich durften auch mal auf den Schoß.
An sich war die Fahrt langweilig. Wenig Stau, kein Zwischenstopp an einer Mauslagerverkaufsfabrik. Wir waren überraschend zügig an unserem Ziel. Hier stehen viele Womos direkt am Wasser, aber unseres steht noch direkter am Wasser als die meisten anderen. Wir stehen in der ersten Reihe und können vom Fahrersitz aus zugucken wie das Wasser kommt und geht. Siddhartha sagt, das ist hier normal. Ich glaube ihm mal, dass das Wasser wirklich immer wieder kommt. Hier riecht die Luft ganz anders als Zuhause. Und es ist windiger.
Wir bekommen ein Buffett aufgebaut und die Menschen gehen zum Hafen gucken. Als sie wiederkommen erzählen sie von großen und kleinen Kuttern und bringen Fisch mit. Sie sind ganz begeistert und wollen ihre Fischfrikadelle mit uns teilen, aber neeeeeeeeee, das essen wir nicht.
Tag 3:
Fedderwadersiel
Heute ist Sonntag. Und mehr passiert auch nicht wirklich. Die Menschen sitzen vor dem Womo in der Sonne und im Schatten und im Wind und lassen es sich gut gehen. Sie gehen nochmal in den Hafen frischen Fisch zum Grillen kaufen und wir dürften raus, wollen aber so gar nicht. Nur Kahuna rennt mal schnell zu den Nachbarn und lässt sich da von der Menschin wieder abholen. Die Menschin mariniert, garniert und verziert Fisch in verschiedenen Formen und dann grillen sie. Menschen sind komisch. Das schmeckt doch nicht! Wie gut, dass wir einen ganzen Schrank voller Katzenfutter mit haben. Besonders diese Knusperleckerlies in Fischform schmecken mir. Ob die in Fischform sind weil sie etwas mit dem Fisch zu tun haben den die Menschen uns die ganze Zeit geben? Aber warum schmeckt der Fisch nicht, wohl aber die fischförmigen Leckerlies?
Die Menschin zieht Erkundungen ein, weil sie gehört hat, dass man hier Fisch direkt vom Kutter kaufen kann. Sie sagt: Frischer geht nicht! Sie legt sich also vor dem Womo auf die Lauer und erwartet sehnsüchtig die Rückkehr eines Kutters. Das ist der Jagdtrieb eines Lauerjägers, das verstehen wir gut. Wir wollen ihr also helfen und gucken alle mit aus dem Fenster aufs Wasser. Da gibt es große Schiffe, kleine Schiffe, sehr kleine Schiffe, welche mit Motor und welche mit Segel, welche mit Menschen drauf und welche mit Containern drauf. Und die kommen alle in den Hafen rein oder raus abhängig davon, ob das Wasser gerade da ist oder nicht. Aber heute erlegt die Menschin keinen Kutter. Der kommt erst, als sie schon lange schläft. Aber das erzählen wir ihr nicht, das gemeinsame Beutebelauern hat so viel Spaß gemacht, das können wir morgen wieder machen!
Tag 4:
Fedderwadersiel
Heute beginnt der Tag wieder mit Kutter-Gedanken. Wo sind die Kutter? Und wo gehen sie hin? Und wann kommen sie wieder? Und fangen sie Krabben oder Fisch?
Wir erfahren, dass die Kutter nicht jedes Mal wenn sie wiederkommen auch etwas verkaufen. Manchmal laden sie nur ihre Beute aus, jemand holt sie ab und fährt mit ihr weg. Und an anderen Tagen würden sie unserer Menschin etwas verkaufen. Ah so.
Mittlerweile haben wie einen Tidekalender, also ein Blatt Papier auf dem steht, wann das Wasser kommt und wieder geht, das soll das Belauern der Fischkutter vereinfachen.
Die Menschen rollern heute zu einem Melkhus und trinken dort Buttermilch. Da gibt es nur Sachen mit Laktose, da wollen wir gar nix von abhaben.
Außerdem essen die Menschen heute Backfisch und bringen uns ein Stück mit. Aber ich sagte es ja bereits: So was essen wir nicht!
Als es dunkel wird, gehen wir drei auch mal raus. Ich bin ganz überrascht: Es ist schön hier. Das Gras unter den Füßen fühlt sich anders an als Daheim und das kleine Bächlein führt Salzwasser. Das ist ja spannend. Wir machen also eine entspannte Runde über den Platz, bis zum Wasser kommen wir aber nicht, denn es ist gerade weg. Und der Weg zum Wasser ist ganz matschig. Das ist Watt sagen die Menschen. Aber mir ist es egal wie es heißt, das klebt an den Füssen und macht das Fell dreckig.
Tag 5:
Fedderwadersiel
Der Tag startet mit Sonne und Wind und einem Blick auf den Tidekalender. Die Menschin erwartet ihre Beute erst am Abend, also können wir ganz entspannt in unseren Körbchen weiter schlafen. Die Menschen überlegen, ob sie grillen wollen und wenn ja was. Hoffentlich gibt es nicht wieder Fisch.
Außerdem steht zur Diskussion, ob die Menschen ins Wasser gehen wollen. Hoffentlich machen sie das vor dem Womo, dann kann ich dabei zugucken.
Tag 5, Teil 2:
Fedderwadersiel, Stollhamm, Tossens und zurück nach Fedderwadersiel
Nachdem wir alle auf einen entspannten Tag gesetzt haben und bis zum Abend schlafen wollten um beim Kutterauflauern wieder fit zu sein, bricht die Menschin sich einen Zahn ab. Und weil sie so gerne und andauernd zum Zahnarzt geht, macht sie das im Urlaub natürlich auch. Wir packen also alles zusammen und das Womo und seine fünf Bewohner zockeln Richtung Zahnarzt. Die Menschin kommt recht lebendig beim Zahnarzt raus und wo wir schon unterwegs sind fahren wir nach Tossens. Das ist laut Internet das touristische Zentrum Butjadingens und das sollten wir uns mal angucken, sagen die Menschen. Na gut, wir fahren mit, welche Wahl haben wir schon? Wir suchen einen Parkplatz für das Womo und finden einen Mitten in einer Katzenkommune! Leute, ihr glaubt es nicht, fünf feline Wesen erwarten uns kaum das der Womomotor ausgeht! Sie laufen um unser Womo rum und schnüffeln alles ab. Und wir dürfen nicht raus!!!!!!!!!!! So ein Ärger, wir hätten ein paar nette Urlaubsbekanntschaften schließen können! Stattdessen gehen die Menschen raus, gucken ein wenig und essen was und kommen dann wieder zu uns. Wir haben auch ein nettes Buffett gehabt, ob die Kommune draußen deswegen so an uns interessiert war? Ob sie unser Essen haben wollten und gar nicht uns fesche Kater kennenlernen wollten? Mh, vielleicht war so ein Urlaubsflirt durch die Scheibe gar nicht das Schlechteste.
Unser nächster Stopp ist an einem Supermarkt. Das kennen wir ja alle schon und es ist langweilig. Normalerweise. Diesmal kommt ein weiß-roter Kater angestratzt und markiert unser Womo! Er markiert unser Womo! Boah, was hat der Kerl Glück, dass wir auf Parkplätzen nicht aussteigen dürfen! So eine Unverschämtheit!
Nach diesem ereignisreichen Tag sind wir pünktlich zum Kuttergucken wieder auf unserem schönen Platz. Die Menschen teilen etwas Sahnetorte mit uns. Endlich essen sie mal was gescheites, dieser ganze Fisch bisher, das kann doch nicht gesund sein.
Und dann kommt es wie es kommen muss, es kommt nämlich niemand. Also, kein Kutter. Wir warten und warten und der Kuchen ist schon aufgegessen und Siddhartha hat sogar draußen gucken geholfen, aber es kommt kein Kutter, dafür geht einer. So kommt die Menschin nie an ihren fangfrischen Fisch. Sie hat sich aber auch komplizierte Beute ausgesucht. Zuhause zeige ich ihr mal, wie man Mäuse fängt. Das ist weniger stressig und viel häufiger von Erfolg gekrönt als diese Jagd auf Kutter.
Tag 6:
Fedderwadersiel
Der Tag beginnt mit Sonne und einem Blick in den Tidekalender. Und schon liegt die Menschin wieder auf der Lauer. Siddhartha sitzt bei ihr draußen, Kahuna guckt sogar vom Womodach aus aufs Wasser, nur ich, ich bin vernünftig und liege mit dem Menschen noch im Bett.
Doch plötzlich ist der beschauliche Morgen vorbei, die Menschin zückt ihr Fernglas, sucht den Horizont ab und freut sich. Tatsächlich kommt da ein Kutter in den Hafen gefahren und ehe wir uns versehen rollert sie los. Sie kommt mit einem Kilo fangfrischer Krabben wieder. Die Menschen spielen eine ganze Weile mit ihrer Beute (sie nennen es pulen) und bieten uns dann das an was noch übrig ist. Neeee, so was abgespieltes essen wir doch nicht! Sie allerdings essen ihre Beute mit Begeisterung und Brötchen.
Dann packen die beiden ein Spiel aus und setzten sich in die Muschel. Gut, die zwei sind beschäftigt. Ich kann also einen Mittagsschlaf machen.
Ich werde zum Glück zeitig genug wach um zugucken zu können wie die Menschin dem Wasser hinterher läuft um baden zu gehen. Sie läuft dafür durchs Watt. Sie sinkt bis zu den Knie ein und freut sich. Menschen sind echt komisch. Als sie wiederkommt sagt sie, das Wasser sei gar nicht kalt gewesen. Aha. Gut, wieder etwas Wissen erlangt das Kater nun wirklich nicht braucht.
Tag 7:
Fedderwadersiel
Heute hat die Menschin Glück! Es kommen drei Kutter in den Hafen und das zu unserer Spätstückzeit. Als der erste Kutter kommt geht der Mensch mal gucken und kommt mit Krabben wieder. Sie wollen gerade anfangen mit den Krabben zu spielen, da kommen noch zwei Kutter! Endlich hat die Menschin fette Beute, das gönne ich ihr. Sie rollert also in den Hafen und fragt alle, was sie so gefangen haben. Nur Krabben, Fisch dürfen sie nämlich nicht fangen erfährt sie. So was aber auch, da liegt sie den ganzen Urlaub auf der Lauer, fängt so viele Kutter an einem Tag und immer noch kein Fisch! Das ist echt gemein. Die Menschin muss also in den Laden gehen und Fisch kaufen. Da gibt es Makrele am Stück und Seelachs. Den Seelachs reibt sie mit Grünzeug ein und verschweißt ihn, das heißt beizen sagt sie und schmeckt zuhause sehr gut. Ah ja, wir werden sehen. Den Makrelen schneidet der Menschen den Kopf ab und sie legt sie mit Öl und Knofi und Zitronen und was nicht sonst noch so ein. Für morgen. Spannend wird es erst, als wir etwas rohe Makrele bekommen! Endlich haben die Menschen begriffen! Wir essen Fisch nur roh und in Sushi Qualität!! Das ist lecker! Welch Verschwendung die Menschen betreiben wenn sie all den schönen Fisch in Soße einlegen und grillen!
Bei den Menschen gibt es Krabben mit Rührei, das dürfen sie gerne alleine essen. Dann packen sie Bücher aus und setzten sich vors Womo. Da machen wir mit, rum sitzen und nichts tun können wir gut.
Tag 8:
Fedderwadersiel
Heute ist es wenig sonnig, um nicht zu sagen wolkig. Das hält die Menschen aber nicht davon ab, nach dem Frühstück schwimmen zu gehen. Das Wasser ist ihnen ein ganzes Stück entgegen gekommen, das macht die Sache einfacher. Die spinnen die Zweibeiner. Erst gehen sie im kalten Wasser schwimmen und dann ziehen sie sich einen Alpakapulli an um vor dem Womo sitzen zu können ohne zu frieren.
Katzen-
göttInnen