Es ist Sommer, sagt zumindest der Kalender. Wir finden es zu kalt und zu nass und bleiben viel Zuhause oder liegen in unseren Gartenhäusern. Eigentlich ist unser Leben ziemlich großartig. Corona hat unseren Südenglandurlaub zunichte gemacht, das ist wirklich doof, aber eigentlich meckern wir auf sehr hohem Niveau, bis zu dem Tag Anfang Juni. Da ruft plötzlich eine Menschenfrau an und erzählt, ihr Menschenkind habe eine Katze gefunden, die sei ganz klein und ohne Mama. Das geht uns eigentlich nichts an, aber unsere Menschin sieht das anders. Ein Tier in Not, sagt sie, geht jeden etwas an. Und darum wird uns eine sehr kleine Katze gebracht. Sie wiegt 340 gr. So eine Kleine können wir doch nicht sich selbst überlassen, wird uns gesagt.
Sie hat Schnupfen, Husten, Fieber, entzündete Augen und in ihren Ohren wohnen Tiere, aber vor allem hat sie Hunger. Sie frisst alles, an das sie ran kommt. Erst aus ihrer Schüssel, dann aus Morphys und dann aus Siddharthas. Wir große Kater wissen ja, dass es hier immer Nachschub gibt und lassen das kleine Wesen gewähren.
Der Tierarzt hat recht viel mit ihr zu tun, und sie bekommt Spritzen und Pülverchen und Aufbaunahrung und Ölbäder, da ihr das Fell ausgeht, weil sie Probleme mit ihrer Haut hat.
Also, eigentlich stört sie uns ja nicht, aber sie rennt uns immer hinterher. Die Menschen sagen, sie mag uns. Nun ja, macht nix. Wir würden ihr ja nie etwas tun. Aber ob wir sie mögen bleibt noch abzuwarten.
Wir taufen sie Kahuna. Das ist hawaiianisch für „Weises Wesen“. Sehr wahrscheinlich wird ihre Mutter erkannt haben, dass sie so krank ist, dass ihre Überlebenschancen nicht sehr gut sind und hat die Kleine daher bei einem Umzug nicht mitgenommen. Jedes andere kleine, kranke Wesen wäre wohl einfach irgendwo im Stall gestorben, nicht aber Kahuna. Sie hat sich an die Schulbushaltestelle gesetzt und auf Menschen gewartet. Unter all den Menschen hat sie sich dann einen ausgeguckt, der sie retten sollte. Und sie hat genau den Richtigen angesprochen, denn der hat sie mit nach Hause genommen und dann zu uns gebracht. Sie hat also für so ein kleines Wesen schon sehr, sehr viele, sehr wichtige und weise Entscheidungen getroffen. Außerdem ist Kahuna sowohl männlich als auch weiblich, und noch sind wir nicht ganz sicher was sie mal werden will, Katze oder Kater. Und Kahuna ist natürlich auch eine hawaiianische Gottheit, und zwar die Gottheit der Lehrmeister und weisen Menschen.
Sie wohnt also jetzt bei uns. Wir sind ihre Pflegestelle, sagen die Menschen. Na, ich weiß ja nicht. Ob die Menschen sie wieder hergeben werden?
Nachtrag Anfang August: Es ist beschlossene Sache, die Kleine bleibt hier und wird eine Katzengöttin! Ihre Abenteuer werden also hier auf unserer Seite zu lesen sein.
Katzenbabyalarm
oder
Werden wir Pflegestellenversager?
Katzen-
göttInnen